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Samstag, 9. November 2019

Wo ich am 9.November 1989 war?



Naja, ich glaube nicht, dass es wirklich jemanden interessiert, aber wenn Du schon fragst...

Ich saß an diesem Donnerstag im Zug von Witten nach Hamburg. Gegen 3.30 Uhr kam ich dort an und wunderte mich über unglaublich viele Trabbis auf den Straßen. Während der Fahrt hatte ich nichts mit bekommen.
Das änderte sich aber beim aussteigen sofort. Ich glaube, mir drückte irgend jemand noch auf dem Bahnsteig eine Flasche in die Hand und ich mußte einen tiefen Zug nehmen. Prost auf die offene Grenze.
Keine Erinnerung habe ich daran, mit wie vielen Leuten ich in jener Nacht, die in meiner Erinnerung erst mit der Rückfahrt am Sonntag abend endete, Brüderschaft getrunken habe. Um mich herum feierten die Menschen eine kommende Wiedervereinigung.
Ich war froh und ich war auch stolz auf diese Bundesrepublik. Aber ich wollte keine "Wiedervereinigung".
Ich wollte, dass die Deutsche Demokratische Republik die Chance auf den Beweis bekommen sollte, dass es "anders" ging.
Zwei Deutschlands wollte ich damals, beide mit offenen Grenzen. Ob diese beiden Länder irgendwann einmal wieder zu einem verschmelzen könnten, das hätte für mich die Zukunft gezeigt. Vielleicht wären weitere 40 Jahre vergangen.

Nein. Ich war kein Sozialist. Ich war nicht einmal Sozialdemokrat. Ich war lediglich jemand, dem diese Vereinigung viel zu schnell und viel zu sehr übers Knie gebrochen ging.
Wenn etwas zusamenwachsen soll, dann muß es zusammen wachsen. Nicht einander aufgepfropft werden.

Heute, dreissig Jahre später, bin ich immer noch dieser Meinung. Aber: Es ist nun einmal so wie es ist und deshalb sollten wir das Beste daraus machen. Und es nicht kaputtmarschieren.

Thomas Mentzel

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